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Palliative Care in der Schweiz mit Fokus auf die spitalexterne Versorgung

Text: Barbara Steiner

Die palliative Versorgung in der Schweiz

Die palliative Versorgung in der Schweiz ist zunehmend wichtig und wird in vielen Institutionen zum Thema, vor allem dort, wo die Menschen älter werden und auch sterben. So beispielsweise im Langzeitbereich, in Hospizen, aber auch zu Hause. Damit ist die Spitex häufig bei der Pflege und Betreuung von kranken Menschen zu Hause involviert.

Die Bedeutung von palliativen Einrichtungen für schwerstkranke Menschen

Der Bedarf an Palliative Care wird in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Spezialisierte Einrichtungen leisten da einen wertvollen Beitrag dazu, und zwar in der ganzheitlichen und professionellen Arbeitsweise bei der Betreuung und Pflege von schwerkranken Menschen und auch deren An- und Zugehörigen. Im Zentrum steht immer der kranke Mensch. Es wird versucht, die bestmögliche Lebensqualität der betroffenen Person zu ermöglichen und Leiden zu reduzieren. Die Pflege orientiert sich ausschliesslich an deren Bedürfnissen und Wünschen. Auch für die pflegenden Angehörigen braucht es individuelle und kompetente Beratungsangebote. Es arbeiten sowohl Pflegende, als auch Ärztinnen und Ärzte, Seelsorger/-innen und Therapeuten/Therapeutinnen und Freiwillige interprofessionell zusammen. Auch ein vertrautes Haustier kann bei der Begleitung eine äusserst wichtige Rolle spielen.

Gemeinsame Gespräche und Auseinandersetzung über die Wünsche und Vorstellungen zur letzten Lebensphase sind von zentraler Wichtigkeit. Diese Gespräche verlangen sowohl auf der medizinischen, wie auf der pflegerischen und betreuerischen Ebene eine grosse Achtsamkeit, Respekt und Kompetenz. Zuhören und Verstehen sind sehr wichtig und brauchen Zeit. Eine achtsame und einfühlsame Betreuung kann nicht stattfinden, wenn Betreuende sich nicht die Zeit dazu nehmen können. Denn, die Medizin der Zukunft muss eine hörende sein… (G. Borasio)

Palliation in der Spitex

Die meisten Menschen möchten in der gewohnten und vertrauten Umgebung leben, auch wenn sie schwer krank sind. Es geht um bestmögliche Lebenszeit bis zum Schluss. Einen enormen Anteil leisten oft die An- und Zugehörigen. Gerade sie brauchen kompetente Beratung und Sicherheit sowie grosses Wissen in Bezug auf eine schwere Erkrankung. Diese Beratungskompetenz und umfassende Pflege/Begleitung ist mit professionell ausgebildeten Pflegefachkräften und auch palliativmedizinisch versierten Ärztinnen und Ärzte besser gewährleistet. Zusammen mit der Grundversorgung bildet sich auf diese Weise zu Hause ein umfassendes Netz für eine optimale und ganzheitliche Pflege.

Herausforderungen bei der spitalexternen palliativen Versorgung

In vielen Regionen sind noch wenig zusätzliche in Palliative Care ausgebildete Fachpersonen vorhanden. Oft haben Hausärzte/-ärztinnen wenig spezialisiertes Wissen und Erfahrungen  in der palliativen Versorgung zu Hause (beispielsweise in der vorausschauender Pflege, Krisenbewältigung ohne sofortige Hospitalisation, Gespräche, Notfallplanung etc.)
Fachstellen in Palliative Care und mobile Palliativecare-Teams sind jedoch am Entstehen. Ferner wird oft eine Anbindung an Spitäler und/oder Hospize gesucht. Daraus resultieren verschiedene Brückendienste, die aufgebaut werden, um die Pflege sowie im Spital als auch zu Hause weiter anbieten zu können.

Fazit

Es gibt viele komplexe Pflegesituationen zu Hause. Um diese gut bewerkstelligen zu können, braucht es professionelle Pflege und ärztliche Dienste. Das bedeutet aber nicht, dass alle schwerkranken Menschen künstlich ernährt werden müssen, Infusionen erhalten und andere medizintechnische Einrichtungen brauchen.

Von zentraler Bedeutung sind Gespräche über Themen wie:
Was möchte eine betroffene Person? Welche Unterstützung braucht deren familiäres und soziales Umfeld? Nicht essen und nicht trinken zu können, gehört zum Lebensende. Auch, dass wir nicht mehr aufstehen können, dass wir pflegebedürftiger und somit abhängiger werden von anderen. All dies ist normal und sollte immer wieder (auch in der Gesellschaft) thematisiert werden. Denn wichtig für alle Beteiligten ist letztlich: Wie gehen wir damit um? Wenn wir es schaffen, eine offene und achtsame Kommunikation mit allen Beteiligten zu führen, dann wird die Betreuung des kranken Menschen zu Hause gut gelingen.

Umfragen zeigen, dass heute in der Gesellschaft in erster Linie Suizidhilfeorganisationen als Möglichkeit zur Wahrung der Selbstbestimmung am Lebensende wahrgenommen werden. Es gibt aber durchaus auch andere Möglichkeiten, die ebenfalls dazu beitragen können, die Selbstbestimmung am Lebensende zu stärken – wie Palliative Care, Patientenverfügungen, das Erkennen, Behandeln und Reduzieren von Leiden, um selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können.

Selbstbestimmung beinhaltet auch Selbstverantwortung und diese Entscheidungen finden nie auf einer einsamen Insel statt. Es betrifft immer auch unsere Umgebung, unsere An- und Zugehörigen, letztlich auch die Gesellschaft im Ganzen.

«Was alle angeht müssen alle angehen»
( A. Heller, Kultur des Sterbens, Lambertus Verlag 2000)

Barbara Steiner
Leiterin Fachstelle Palliative Care der Spitex der Stadt Zürich

Link Palliative Care-Schulungen

Kommentare: 3 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Arbeitsfeld Spitex

Kommentare zum Artikel

  1. Berra G. Kommentar vom 24.02.2016

    Mit zunehmende Alter der Bevölkerung werden wir uns mit diese Thema zwingende vermehrt konfrontieren müssen und es ist gut so! Bis heute ist das Thema sterben immer noch ein Tabu in unsere Gesellschaft, schade.
    Danke für den gute Artikeln! GB

    • Beatrice Widmer Kommentar vom 25.02.2016

      Ganz herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Mitunter sind schwere Erkrankungen und Sterbeprozesse (noch) ein gesellschaftliches Tabu. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Gerade deshalb sollen die Ressourcen von Palliative Care immer wieder thematisiert werden.

      Beatrice Widmer, Fachfrau Bildung und Beratung SGZ

  2. Die Alltagsbegleiter Kommentar vom 24.04.2018

    Genau die Information die ich gesucht habe! Toll!!

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