Fr. 26.05.17Hygiene in der Langzeitpflege
Text: Elke Linsin
Vor meiner Tätigkeit in den Pflegezentren der Stadt Zürich war ich mehrere Jahre als Beraterin für Infektionsprävention im Akutspital tätig. Die Umsetzung der Richtlinien für Infektions- und Krankenhaushygiene, die dazu dienen, nosokomialen Infektionen vorzubeugen, stellten für mich den roten Faden dar, mit denen der Hygieneauftrag erfüllt werden konnte. Das Hygienemanagement zur Erkennung, Erfassung von Infektionen und deren Bewertung und Kontrolle war für mich Arbeitsalltag. Natürlich bin ich auch an meine Grenzen gestossen, aber es bestand immer die Möglichkeit in der Literatur zu forschen oder Kolleginnen und Kollegen um Rat zu fragen.
Hygiene – ein zentrales Thema
Als ich vor 7 Jahren in den Pflegezentren der Stadt Zürich den Hygieneauftrag übernahm, erschien es mir deshalb logisch, dass ich meine Tätigkeit weiter führen kann wie bis anhin. Das dem nicht so ist, wurde mir sehr schnell aufgezeigt.
Hygiene ist in den Langzeitpflegeeinrichtungen ein zentrales Thema, aber es werden andere Anforderungen an das Hygienemanagement gestellt als dies im Spital der Fall ist. Das enge Zusammenleben und die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Menschen für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner stellt die Mitarbeitenden täglich vor neue Herausforderungen. Es gilt, die Bedürfnisse der Menschen, die bei uns leben, mit den erforderlichen hygienischen, medizinischen und pflegerischen Massnahmen in Einklang zu bringen. Dabei müssen die Privatsphäre und die Würde der Menschen gewahrt bleiben. Gleichzeitig muss die Sicherheit der Bewohner/-innen und die Sicherheit der Mitarbeitenden gewährleistet werden.
Evidenzbasierte Literatur für das Hygienemanagement, auf die man sich berufen kann, ist für die Langzeitpflege eher rudimentär vorhanden.
Herausforderungen an das Hygienemanagement
Mit steigendem Lebensalter nehmen die chronischen Erkrankungen und die Multimorbidität zu, das Immunsystem ist geschwächt und die Pflegebedürftigkeit steigt. Wir finden in der Langzeitpflege genau dieselben Erreger vor, die im Spital auftreten, die eine zusätzlich Erkrankung hervorrufen können. Und nun stellen Sie sich einmal vor, Sie haben einen Bewohner, der mit einem multiresistenten Keim besiedelt ist. Ist es ethisch vertretbar, diesen Menschen zu isolieren? Eine Isolation bedeutet, dass das Zimmer nicht mehr verlassen werden darf und wenn ja, nur wenn spezielle hygienische Massnahmen getroffen und gewährleistet werden können. Oder stellen Sie sich vor, dass Sie tagaus tagein nur von Personal gepflegt werden, dass Schutzkleidung trägt und damit schon signalisiert, dass ein besonderer Erreger vorliegt.
Infektionsprävention beginnt im Kopf
All diese Aspekte müssen bei den infektionspräventiven Erfordernissen miteinbezogen werden. Um diesen Spagat zu meistern, müssen die Mitarbeitenden in Langzeitpflegeeinrichtungen mit der erforderlichen Sachkenntnis ausgestattet werden. Eine sachgerechte Umsetzung der Empfehlungen zur Verhinderung von Infektionen zu gewährleisten, ist nur dann möglich, wenn das Personal die grundlegenden Hygienemassnahmen beherrscht. Gleichzeitig müssen sie aber auch fähig sein, zum Schutz der Bewohner/-innen differenzierte und situationsabhängige Entscheidungen zu treffen. Dies kann dazu führen, dass genau abgewogen werden muss, ob die Präventionsmassnahmen oder die Lebensqualität der betroffenen Menschen im Vordergrund stehen. Um solche Entscheidungen zu treffen, muss das Fachwissen vorhanden sein und vermittelt werden.
Es ist eine wichtige Aufgabe des Hygieneteams, den Mitarbeitenden im Arbeitsalltag beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Das Wissen und Erkennen der Problematik ist der Anfang der Qualitätssicherung und die Etablierung einer Sicherheitskultur zum Nutzen aller in der Pflege und Betreuung tätigen.
Mit unserem Hygienesymposium am 31. Oktober 2017 werden wir erneut einen Schritt zur Wissensvermittlung und zur erfolgreichen Umsetzung unserer Hygienestandards gehen. Wir freuen uns, auf Ihre Anmeldung und den Austausch mit Ihnen.
Link Programm Zürcher Hygienesymposium
Elke Linsin
Fachexpertin für Infektionsprävention Pflegezentren der Stadt Zürich und Qualitätsbeauftragte im Pflegezentrum Gehrenholz
elke.linsin@zuerich.ch