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Farbpalette und Satellit oder Führung und Gruppendynamik

Text: Claudia Benninger Brun

Wie passen diese beiden Begriffe zu mir als Führungsperson mit gruppendynamischer Weiterbildung?

Seit ich Inputs aus einer gruppendynamischen Weiterbildung in meinem Führungsalltag umsetze, fühle ich mich merklich entlastet. Ich habe mehr Zeit und Energie, mich den Dingen zu widmen, welche wirklich nur ich in der Funktion als Chefin erledigen kann.

Die FARBPALETTE ist die Unterlage, auf der Malfarben gemischt werden. Verschiedenste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – Männer, Frauen, jüngere, ältere – bringen unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen – eben unterschiedliche Farben – in ein Team. Die spannende Aufgabe einer Führungsperson besteht darin, diese Vielfalt optimal zu nutzen und zur Geltung zu bringen, damit sie mit ihrem Team die Ziele der Organisation bestmöglich erreicht.

Die Chefin/der Chef wählt die Grösse der Palette und achtet darauf, dass die Farbe nicht über den Rand läuft. Sie/er gibt damit die Grenzen des Gestaltungsraums vor. Dabei darf es innerhalb dieses Raumes ruhig mal bunt zu und her gehen. Die Teammitglieder dürfen experimentieren, ihre Farbe ausleben und Verantwortung für die richtige Mischung übernehmen. Sie prägen somit das Gesamtbild mit ihrem ganz persönlichen Farbton und erleben Selbstwirksamkeit.

Für die richtige Mischung gilt es, darauf zu achten, dass die Teammitglieder in ständiger Interaktion stehen. Dies geschieht durch gegenseitige Rückmeldungen, die von der Führungsperson immer wieder angeregt und geplant werden. Mit der Zeit entsteht eine selbstverständliche Feedbackkultur und es ist normal, dem Kollegen/der Kollegin Komplimente über den tollen Farbton zu machen oder auch Kritik über einen falschen Griff in den Farbtopf kund zu tun. Natürlich mischt auch der Chef/die Chefin die eigene Farbe bei und holt Feedback dazu ein. Es entsteht ein Kreislauf, der Selbstvertrauen gibt und die Mitarbeitenden motiviert.

Und was passiert, wenn Farbe über Farbe gemischt wird? Genau – es entsteht ein undefinierbares, unattraktives Braun. Und was passiert, wenn Teammitglieder deswegen emotional reagieren und sich über den Kollegen/die Kollegin aufregen? Soll dann die Führungsperson eingreifen und Schiedsrichter spielen? In der gruppendynamischen Weiterbildung habe ich die Einsicht gewonnen, dass es für die Entwicklung des Teams produktiver ist, das Braun mal stehen zu lassen und zu beobachten, was sich auf der Palette so weiter entwickelt. Ich habe gelernt, unattraktive und auch emotionale Situationen mit Gelassenheit auszuhalten. Dabei mute ich meinen Leuten zu, dass auch sie solche Situationen aushalten. Meine Erfahrungen sind durchwegs positiv. Meistens finden sie gemeinsam und ohne mein Zutun eine Lösung und gehen gestärkt aus der Auseinandersetzung. Und wenn nicht, habe ich jederzeit die Möglichkeit, einzugreifen, vermittelnd zu wirken oder Entscheide zu treffen.

Wenn die Führungsperson sich immer wieder mitten auf der Farbpalette und somit auf gleicher Augenhöhe wie seine Angestellten bewegt, gewinnt sie an Nähe und gleichzeitig erhält sie Steuerungswissen. Genauso wichtig ist es jedoch, regelmässig Abstand zu gewinnen. Der SATELLIT ist ein Raumflugkörper, der einen Himmelskörper umkreist. Mit dem Steuerungswissen, das durch die Nähe und Interaktion gewonnen wurde, gilt es nun, auf Satellitenhöhe zu steigen und in Ruhe ein paar Umkreisungen zu drehen, um Führungsentscheide reflektiert zu fällen. Die gruppendynamische Weiterbildung hat meine Wahrnehmung geschärft. Es gelingt mir nun besser, das in der Nähe Erlebte mit Distanz zu analysieren und zu verstehen, was im Hintergrund von Prozessen zwischen Menschen abläuft. Dabei kommen teilweise auch unangenehme Punkte zum Vorschein. Die gruppendynamische Weiterbildung hat mich bestärkt, diese direkt anzusprechen und nachzufragen. Damit habe ich positive Erfahrungen gemacht. Indem auch heikle Themen angesprochen werden, lässt sich manches Problem an der Wurzel packen und nachhaltig bewältigen.

Die gruppendynamische Weiterbildung hat mich gelehrt, meinen Angestellten so viel Mitverantwortung wie möglich zu übergeben und nur so viel Steuerung wie nötig zu übernehmen. Das Resultat ist, dass ich mich als Führungsperson merklich entlastet fühle. Alltagsdinge erledigen sich wie von selber, Konflikte werden selbstständig und noch auf kleinem Feuer gelöst. Es ist ein tolles Gefühl, zu spüren, wie die Teammitglieder nach und nach mehr Mitverantwortung übernehmen und ich den Karren nicht alleine ziehen muss.

Dies schenkt mir Zeit, Energie und Motivation, mich den Dingen zu widmen, die wirklich nur ich in der Funktion als Chefin erledigen kann. So macht Führen wirklich Spass!

Claudia Benninger Brun
Schulleiterin und Leiterin Schulentwicklung, Hünenberg

Mehr zum Thema »Team und Führung» erfahren Sie an unserem Bildungsapéro am 30.09.2015. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.

 

Kommentare: 0 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Führung & Management

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