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Brücken bauen

Gastbeitrag von Markus Proske, Humortherapeut, Demenzberater, Buchautor und Redner am Symposium Gerontopsychiatrie am 5. März 2020

«Brücken bauen» ist ein wunderbarer Arbeitstitel, der in seiner Kürze gleichzeitig alles beinhaltet, was jeder menschlichen Beziehung zugrunde liegt – Chancen, Herausforderungen, Mühe und Leichtigkeit.


Brücken verbinden Orte, Menschen, Institutionen und sogar Nationen. Brücken können Wege erst möglich machen oder auch nur Distanzen verkürzen. Brücken sollten meist lange bestehen und deshalb gut und stabil gebaut sein. Brücken lassen Menschen näher zusammenrücken.

In der Gerontopsychiatrie prallen häufig sehr unterschiedliche Haltungen, Erwartungen, Aufgabenstellungen und Prämissen aufeinander und es kann zu Missverständnissen, Spannung, Unverständnis bis hin zu Resignation kommen. Hier gilt es das verbindende Element zu finden, Brücken zu bauen – zum Wohle aller.

 

Mein Anliegen an diesem Symposium?

Die Hauptakteure dieses Symposiums sollten in der Diskussion und auf der Suche nach Lösungen stets diejenigen im Blick haben, um die es geht – Menschen mit Demenz, deren Angehörige und das Pflegepersonal. Menschen eben!!!

Das formulierte Ziel des Symposiums ist es, für Demenzerkrankte im Krankheitsfall die interprofessionelle Begleitung zu optimieren. Doch neben der rein professionellen Herangehensweise wünsche ich mir, eine starke emotionale und empathische Komponente in mögliche Lösungen zu integrieren. Eine Brücke gebaut aus einer guten Mischung von Professionalität und emotionaler Stabilität auf beiden Seiten, wird immer stabiler und langlebiger sein, als jede rein «professionelle Brücke». Und diese wird sich auch für alle besser anfühlen.

 

Menschen mit Demenz finden oftmals die Brücken und Verbindungen zu ihrer Umwelt nicht mehr

Häufig hindern die bereits bestehenden kognitiven Defizite die Betroffenen, ihrer Umgebung Bedürfnisse, Gedanken, Ideen, Wünsche und Nöte zu kommunizieren. Sie haben bereits Teile der Brücke zu ihrem Gedächtnis verloren, andere Teile bröckeln nur etwas. Wenn es dann gelingt, auch und gerade im Krankheitsfall, Wünsche und Nöte, körperliche und emotionale Schmerzen zu erkennen, zu behandeln oder auch angemessen zu begleiten und die Brücke zum Erkrankten mit Empathie und Wohlwollen zu stabilisieren, dann profitieren alle davon.

Hier braucht es Wissen, Information und letzten Endes interprofessionelle Brückenbauer. Es müssen neue verbindende Brücken gebaut werden. Der Betroffene kann das nicht mehr leisten. Er hat die Fähigkeit dazu verloren. Gerade auch im Krankheitsfall solche Brücken zu bauen, zählt für mich zu den Königsdisziplinen in der Pflege von Demenzerkrankten.

 

Angehörige sind oft überfordert

Angehörige, vor allem, wenn sie selbst pflegen, sind mit der neuen Lebenssituation oftmals völlig überfordert und kommen an ihre körperlichen und auch seelischen Grenzen. Allerspätestens dann braucht es Institutionen, Fachleute und Einrichtungen, die um diese Belastungen wissen und entlastende Brücken anbieten können. Vor allem Informationen über die Krankheit generell und einen möglicherweise für beide Seiten entlastenden Umgang mit den Betroffenen im Speziellen, sind hier das A und O – also eine der Brücken. Denn nur wer alle Informationen hat, kann richtig entscheiden und handeln. Informationsdefizite können dann gerade in Ausnahmesituationen, wie einem Krankenhausaufenthalt des Betroffenen alles erschweren.

 

Pflegekräfte sind ein verbindender Teil bei der Pflege von Menschen mit Demenz

Pflegekräfte brauchen ebenso wie alle anderen Beteiligten funktionierende Brücken, denn sie sind der verbindende Teil bei der Pflege von Menschen mit Demenz. Bröckelnde, schlecht begehbare oder auch schlicht nicht vorhandene Brücken gibt es für Pflegekräfte häufig in den folgenden 4 A`s zu finden:

  1. Angehörige: Sie kommen selbst mit der Situation oftmals sehr schlecht klar, sind ungeduldig, manchmal ungerecht, vielleicht schlicht überfordert und die Pflegekräfte sind dann häufig die Leidtragenden, weil sie in direktem Kontakt mit den Betroffenen sind.
  2. Architektur: Es ist für mich absolut erschreckend, in vielen Pflegeeinrichtungen Architektur und Raumgestaltung in keinster Weise sinnvoll, alltagstauglich und schon gar nicht den besonderen Lebenssituationen der Bewohner/-innen oder Patientinnen/Patienten angemessen sind. Damit stellt es die Pflegekräfte eher vor zusätzliche Herausforderungen, als dass es optimale Rahmenbedingungen für eine gute Pflege böte.
  3. Ärzte: Sie verstehen leider oftmals die Nöte und Probleme aller Beteiligten nicht.
  4. Abläufe: Manchmal steht auf der Prioritätenliste von Trägern und Verantwortlichen der reibungslose, effiziente und kostengünstigste Ablauf ihrer Einrichtung ganz oben. Im Krankenhaus geht es dabei primär um die körperliche Gesundheit und in manchen Alten- und Pflegeheimen immer noch um «satt, sauber, warm». Auch wenn Individualität und Selbstbestimmung überall dort sicher nicht in dem Masse möglich sind, wie es sich die/der Einzelne wünschen würde, so gäbe es doch Spielraum – man muss es nur wollen. Diese Brücke zu entwerfen und zu bauen, kann ein grosser Schlüssel zu mehr Zufriedenheit, Wohlbefinden und auch interprofessioneller Kreativität sein. Vielleicht auch ein Schlüssel dazu, dass Pflegekräfte wieder mehr «brennen» und nicht «ausbrennen».

 

Meine Wünsche für einen gelingenden Brückenbau

Was wünsche ich mir für einen gelingenden Brückenbau als Ergebnis dieses Symposiums?

  • Offene Ohren
  • Kreatives Denken
  • Visionen
  • Lösungsorientiertes Handeln und nicht problemorientierte Stagnation
  • Viele Informationen als Fundament und Baumaterial für die neuen Brücken
  • Konkrete erste Schritte und dauerhaft regelmässiger Austausch für nächste Schritte
  • Zusagen für die Bereitstellung von Mitteln und auch Ressourcen zum Bau der Brücken

Seien Sie Teil dieser Brücke, kommen Sie zum Symposium am 5. März 2020, das im Pflegezentrum Entlisberg stattfindet. Es hat nur noch wenige Plätze frei.

Link: Ausschreibung/Anmeldung

Kommentare: 0 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Pflege & Betreuung

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