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Aggressionen im Gesundheits- und Sozialwesen

Aggressionen im Gesundheits- und Sozialwesen

Weshalb ist Aggressionsmanagement nötig?

Text: Stefan Reinhardt

Als ich die Anfrage zu diesem Artikel erhielt, dachte ich zuerst: das ist ja einfach und eine DinA 4 Seite ist viel Platz. Es sind nur die Fragen was Kursteilnehmende bzw. Institutionen gewinnen. Doch je länger ich schrieb, umso mehr Fragen wollten bearbeitet werden…

Aggressionen und Gewalt von Klienten gegen Personal im Gesundheits- und Sozialwesen ist eine Arbeitsrealität. Je nach Arbeitsbereich sind Beschimpfungen, Beleidigungen, Tätlichkeiten und (Be-)Drohungen an der Tagesordnung. Aggressionsmanagement ist notwendig, damit die Mitarbeitenden fachkompetent auf derartige Situationen vorbereitet sind. Ebenso wie die Fachkompetenz bei anderen Behandlungs-/Betreuungssituationen erwartet wird.

Was ist Aggressionsmanagement?

Wirksames Aggressionsmanagement ist wesentlich mehr, als der Umgang mit Aggressionen. Im wirklichen Aggressionsmanagement werden viele verschiedene Bereiche einbezogen, um Aggressionen (egal von welcher Seite) zu minimieren. Hier heisst das Zauberwort: Prävention. In der Primärprävention werden Regeln, Vorgaben und Handlungsabläufe auf Konfliktpotential überprüft, sowie die eskalierende Wirkung von Räumlichkeiten angesehen. Sekundärprävention beinhaltet das Verhalten vom Personal in der eskalierenden Situation: In Schulungen werden verschiedene Deeskalationstechniken vermittelt und auch Überwältigungstechniken eingeübt. Im Anschluss an die Eskalation folgt die Tertiärprävention: Ereignisse werden erfasst und ausgewertet: Was ist tatsächlich passiert und wie können wir dies in Zukunft vermeiden? Dies ist auch noch nicht alles… alleine um ein wirksames AM zu beschreiben, reicht eine A4 Seite nicht aus.

Was gewinnen Kursteilnehmende?

In erster Linie gewinnen TN die Sicherheit, dass sie auf derartige Situationen vorbereitet werden. Mit Fortbildungen und Schulungen wird die Handlungsfähigkeit erhöht, da verschiedene wirksame Möglichkeiten der Reaktion zur Verfügung stehen. Somit sinkt die Angst davor, solches zu erleben. Die TN erkennen, dass sie keine Einzelkämpfer sind und mit diesen Problemen nicht alleine sind… Es geht (fast) allen so!!! Also brauchen sie gespannte Situationen auch nicht alleine zu bewältigen. Die Selbstzweifel nach einem Aggressionsereignis lassen nach; ein geschultes Team unterstützt sich anschliessend und die Vorwürfe werden weniger.

Was gewinnen Institutionen?

Da es ausserhalb der Psychiatrie kaum Studien und Zahlenmaterial gibt, sind wir in anderen Bereichen auf Übertragungen angewiesen. Das macht natürlich eine solche Investition schwierig: weshalb sollte ich als Arbeitgeber/Vorgesetzter in ein Aggressionsmanagement investieren?

In einem geschulten Team, kommen Aggressionsereignisse weniger vor. Dies bedeutet, dass unfallbedingte Ausfälle verringert werden können. Mit der gewonnenen Sicherheit im Umgang, steigt die Arbeitszufriedenheit und dies hat auch einen positiven Einfluss auf die Betreuung der Klienten. Wenn sich die betreuten Klienten besser betreut fühlen, spricht sich dies einerseits herum und andererseits verringern sich aggressive Verhaltensweisen.

Inwieweit die gewonnene Sicherheit einen Einfluss auf Krankheitsausfälle und Fluktuation hat, ist nicht sicher. Hierfür wären Erfassungen und Befragungen notwendig.

Auch wenn Aggressionsereignisse nicht erfasst oder weitergeleitet werden, finden sie in der täglichen Arbeit statt. Von daher hat jeder Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht den Angestellten gegenüber, wobei Schulungen als geeignete Massnahme gelten.

Das SGZ macht einen ersten und wichtigen Schritt: in 2-Tageskursen werden den Mitarbeitenden verschiedenen Möglichkeiten von deeskalierendem Verhalten vermittelt. Die Teilnehmenden werden dies in die Institutionen tragen, es ausprobieren und davon erzählen. Und dann braucht es mutige Vorgesetzte: Nehmen Sie neue Ideen auf, lassen Sie diese zu und unterstützen Sie Ihr Team. Erfragen und erfassen Sie die Ereignisse und bieten Sie Unterstützung in verschiedenen Ebenen an.

Stefan Reinhardt
Trainer für Aggressionsmanagement
www.umga.ch

 

Kommentare: 2 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Pflege & Betreuung

Kommentare zum Artikel

  1. Manuela Steger Kommentar vom 22.06.2015

    Ich bin sehr froh, dass das SGZ diesen Kurs anbietet. Unsere Mitarbeitenden sind wirklich sehr oft, gerade bei an Demenz erkrankten Menschen, Aggressionen ausgesetzt. Je besser sie in Demenz betroffenen Themen geschult sind, umso professioneller wird der Umgang mit na Demenz erkrankten Menschen.

    • Gabriele Kaes Kommentar vom 23.06.2015

      Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung, Frau Steger. Genauso erleben wir es im SGZ durch die Fragen und Anliegen der Teilnehmenden. Begleitung von Menschen mit Demenz braucht immer wieder aktiviertes Fachwissen, Auseinandersetzung und hilfreiche praktische Übungen. Gerade wenn es um Aggressionen geht.

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