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Menschen mit Demenz im Spital

Text: Jeanine Altherr

Haltung als Schlüsselfaktor

Die Qualität der Betreuung von Menschen mit Demenz hängt in erster Linie mit der Haltung zusammen – der eigenen Haltung als Betreuungsperson wie auch der Haltung des Gesamtbetriebes. Haltung kann bewusst entwickelt werden. Sie ist das Ergebnis von Wissen, Fähigkeiten sowie reflektierten Erfahrungen und beeinflusst die Entscheidungen und Handlungen im Alltag massgeblich. Deshalb ist es für die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz von entscheidender Bedeutung, mit verschiedenen Ansätzen eine «demenzfreundliche Haltung» zu fördern.

Mit diesem kurzen Text möchte ich einen kleinen Beitrag dazu leisten. Gleichzeitig finden Sie am Schluss einen Hinweis auf einen Kurstag am SGZ, der die Möglichkeit bietet, sich einen ganzen Tag mit Bedeutung und Erleben von demenzkranken Menschen im Spital auseinanderzusetzen und hilfreiche Anregungen für den Alltag mitzunehmen. Denn Aus- und Weiterbildung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch anhand von Fallbeispielen die eigene Einstellung reflektiert und Handlungskompetenzen erweitert, ist einer der wichtigen Ansätze hin zu einer «demenzfreundlichen Haltung» und damit hin zu einer Qualitätsverbesserung in der Betreuung von Menschen mit Demenz.

Mit welchen Herausforderungen ist der demenzkranke Mensch bei einem Spitaleintritt konfrontiert?

Mit vielen. So findet er sich beispielsweise in einer ihm unbekannten Umgebung vor, die oft von Hektik und standardisierten Abläufen geprägt ist, und die ihm zusätzliche Orientierungsschwierigkeiten bereitet. Zudem erlebt er in der Regel wenig Verständnis für seine Bedürfnisse bzw. werden diese nicht erkannt oder falsch interpretiert, und es wird wenig hilfreich darauf eingegangen. Und dies alles bei einer Verschlechterung der Gesundheit – z.B. aufgrund unklarer Schmerzen oder eines Sturzes – die ja schliesslich den Spitalaufenthalt überhaupt notwendig machte. Wenn wir uns bewusst sind, was ein Spitalaufenthalt für einen Menschen mit Demenz bedeuten kann, ist dies ein erster Schritt in Richtung angepasster und wirkungsvoller Handlungen.

Wie können wir den Menschen mit Demenz und seine Angehörigen im Spital unterstützen?

Wir brauchen Wissen zu evidenzbasierten, hilfreichen Massnahmen; beispielsweise zur Vorbereitung auf einen Spitalaufenthalt, zu einem fokussierten Assessment als Basis, das die Einschränkungen und Symptome genau erfasst und ein Delir (akute Verwirrtheit) entdeckt, zu geeigneten Kommunikationsstrategien wie Validation, und selbstverständlich zu familienzentrierter Pflege sowie zu emotionalen wie auch problemfokussierten Strategien der Pflegenden. Und es braucht eine sogenannte «demenzfreundliche» Umgebung, die Orientierung erleichtert, Bewegung und Beschäftigung ermöglicht und Sicherheit bietet. Ein Schlüsselfaktor bei der Betreuung von Menschen mit Demenz ist immer die Beziehungsqualität und die personzentrierte Vorgehensweise. Haben wir eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut und orientiert sich das gesamte Team an einem individuellen und vorausschauenden Behandlungs- und Pflegeplan, ermöglicht dies dem Betroffenen, besser mit den unterschiedlichen Anforderungen im Spital umgehen zu können, und wirkt sich insgesamt positiv auf das Verhalten der Menschen mit Demenz aus. Es gibt verschiedene Modelle und Ansätze, ein demenzfreundliches Spital zu gestalten, z.B. spezialisierte Abteilungen, Demenzlotsen oder Konsiliardienste. Allen gemeinsam ist, die Bedürfnisse der demenzkranken Menschen und ihrer Angehörigen im Betrieb und beim Betreuungspersonal zu thematisieren und aktiv mit verschiedenen Strategien ihre Versorgung im Spital anzupassen und somit Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu fördern.

Mehr zum Thema erfahren Sie auch im eintägigen Kurs am SGZ «Menschen mit Demenz im Spital».

Jeanine Altherr
Pflegeexpertin APN Universitäre Klinik für Akutgeriatrie Stadtspital Waid Zürich
Fachdozentin SGZ

Kommentare: 1 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Pflege & Betreuung

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