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Achtsamkeitstraining und Mindful Leadership

Achtsamkeitstraining als Prävention im Gesundheitswesen

Text: Dr. phil. Jörg Herdt

Achtsam im Arbeitsalltag

Unter «Achtsamkeit» wird die absichtsvolle und nicht-wertende Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf das «Hier und Jetzt» verstanden. Was sich für manche etwas esoterisch anhören mag, ist in Wirklichkeit eine wissenschaftlich gut belegte, systematische Schulung unseres Geistes. Statt die Gedanken automatisch wandern zu lassen und den Reaktionen auf sie hilflos ausgeliefert zu sein, geht es im Achtsamkeitstraining darum, die Wahrnehmung bewusst auf die Gegenwart auszurichten: Auf den eigenen Körper, die Gedanken und Emotionen in diesem Moment. Die Idee ist es, sich selber wahrzunehmen, ohne darüber zu urteilen oder etwas verändern zu wollen. Dieser Gedanke geht zurück auf den US-Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn. Er entwickelte in den 1970er Jahren die Methode der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR).

Achtsamkeitsbasierte Konzepte wurden zunächst zur Stressreduktion, später dann auch zur Prävention von Rückfällen bei depressiven Personen erfolgreich angewandt. Die klinische Wirksamkeit konnte in zahlreichen Studien belegt werden. In jüngster Zeit werden achtsamkeitsbasierte Methoden zunehmend auch in der Arbeitswelt angewendet, zunehmend auch im Gesundheitswesen. Personen mit Führungsaufgaben sind noch weiteren Stressoren ausgesetzt. Längerfristig können sich stressbedingte Erkrankungen, Burnout und Depressionen entwickeln.

 

Health Professionals zeigen hohes Risiko

In der Prävention stressbedingter Erkrankungen und Störungen haben sich auch hier achtsamkeitsbasierte Ansätze (z.B. «Mindful Leadership») als sehr effizient und wirkungsvoll erwiesen. Es ist Realität, dass Stress und stressassoziierte Erkrankungen ständig zunehmen. Vor allem die im Gesundheits- und Sozialwesen Tätigen (sog. Health Professionals) zeigen ein hohes Risiko, an Stress, Erschöpfung, Burnout und andauernder emotionaler Belastung zu leiden. Interessanterweise sind vor allem diese Personen in der Regel sehr achtsam, was ihre Patientinnen/Patienten und Klientinnen/Klienten anbelangt. Vielfach vernachlässigen sie aber gerade dann die eigene Selbstfürsorge. Die eigenen Bedürfnissen und Anliegen bleiben auf der Strecke.

 

Wertfreie Bestandesaufnahme mit sich selbst

Ein achtsamer und akzeptierender Umgang mit sich selbst, dem eigenen körperlichen und geistigen Befinden sowie den eigenen Bedürfnissen sollte jedoch die Basis dafür sein, sich wohlwollend und fürsorglich sich selbst zuzuwenden. Dies kann in Achtsamkeitstrainings erlernt werden. Hierbei geht es weniger darum, etwas an sich oder seinem Umfeld zu verändern, sondern vielmehr darum, eine wertfreie Bestandsaufnahme zu machen. Anhand konkreter Übungen werden Möglichkeiten für den achtsamen Umgang mit sich selbst vorgestellt.

Versuchen Sie es beispielsweise bei Ihrem täglichen Gang vom Arbeitsplatz zum Kopierer: Lenken Sie zuerst Ihre Auf­merksamkeit auf Ihr Körperempfindung und das Ge­schehen im Geist: Wo sind gerade meine Gedanken und Gefühle? Wie nehme ich gerade mich und meinen Kör­per wahr? Anschliessend steuern Sie die Aufmerksamkeit auf Ihre Atmung, um kurz vor dem Kopierer Ihre Wahrneh­mung wieder auf den gesamten Körper auszudehnen.

Das Prinzip der Achtsamkeit wird erfahrbar gemacht. Der akzeptierende, nicht-wertende Umgang mit den eigenen Bedürfnissen ist die Grundlage für das Entwickeln selbstfürsorglicher Verhaltensweisen. Diese individuell sehr unterschiedlichen Möglichkeiten werden erarbeitet und besprochen. Es ist eine sanfte Methode, bei der man die Intensität gut selber steuern kann.

Dr. Jörg Herdt
Leiter Qualität und Prozesse
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel (UPK)

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Kommentare: 0 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Führung & Management

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