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Reden Sie mit Ihrem Team nie über die Zusammenarbeit!

Text: Lucia Zimmermann

Natürlich ist das kein ernst zu nehmender Rat. Oder etwa doch? Was könnte passieren, wenn Sie als Führungsperson mit Ihrem Team beginnen, über die Qualität der Zusammenarbeit zu sprechen? Was könnte geschehen, wenn Sie an einer monatlichen Teamsitzung statt wie meistens einfach Informationen zu verlesen und organisatorische Feinheiten zu klären, plötzlich fragen: «Wie geht es euch? Wie geht es uns eigentlich miteinander? Lasst uns mal darüber sprechen, wie und wo unsere Zusammenarbeit funktioniert und wo nicht.» Je nach Teamkonstellation sind verschiedene Szenarien denkbar. Die meist befürchteten:

 

Schweigen im Walde

Erwartungsvolle Blicke – verlegenes Kichern – hoffnungsvolles Luftholen – resigniertes Seufzen – Schweigen. Sie könnten nachdoppeln und fordern, dass jeder etwas sagen muss. Sie würden dann hören, dass es allen gut geht. Das zu hören würde Ihnen gut tun und Sie könnten das auch Ihrer eigenen Vorgesetzten berichten. Es hinterliesse bei Ihnen allerdings auch einen etwas schalen Nachgeschmack, denn Sie wissen aus Einzelgesprächen, dass längst nicht alle zufrieden sind mit der Zusammenarbeit. Dass es Konflikte gibt, dass einzelne Teammitglieder unter dem Verhalten anderer leiden. Und Sie wissen, wie oft einzelne Mitarbeitende zu Ihnen kommen und sich beklagen über die Zusammenarbeit mit der oder diesem, sich aber weigern, das Problem selber anzugehen. Da Sie ja sowieso wissen, dass in einer solchen Runde niemand sagt, was er oder sie denkt, können Sie sich die Frage auch sparen und lieber im Einzelgespräch klären.

 

Zeter und Mordio

Ein Teammitglied könnte sich aufgefordert fühlen, endlich einmal oder wieder einmal loszuschimpfen und könnte Sie für alles verantwortlich machen, was hier nicht gut läuft. Und andere könnten gleich auf den fahrenden Kritik- und Jammerzug aufspringen. Überhöhte Erwartungen und entsprechend tiefe Enttäuschungen und das alles in einer oft nicht druckreifen Sprache könnten auf Sie einprasseln. Das müssen Sie sich nun wirklich nicht antun. Sie fühlen sich ja sowieso schon für alles verantwortlich und kämpfen oft gegen das Gefühl, als Teamleitung zu versagen.

 

Krach und Knatsch

Zwei Mitarbeitende könnten aggressiv aufeinander losgehen, sich gegenseitig vorwerfen, schlechte Arbeit zu leisten und schuld am schlechten Klima im Team zu sein. Dieser Konflikt könnte eskalieren, auf das Team überspringen, es könnten sich Gräben zeigen und Sie müssten eventuell schlichtend eingreifen. Sie könnten als Leitung nicht direkt Stellung beziehen, denn Sie müssen ja alle gleich behandeln und dürfen niemanden exponieren. Obwohl ja alle den Knatsch der beiden jeden Tag miterleben, finden Sie, dass er (der Knatsch) das Team nichts und nur die beiden etwas angeht und wollen ihm darum auch im Team keinen Platz geben.

 

Klagelieder

Das Team respektive die Wortführenden könnten Klagelieder anstimmen über die Arbeitsbedingungen, über das Zuviel an Arbeit und das Zuwenig an Personal, über die unrealistischen Anforderungen, die die Organisation stellt. Daran sind Sie aber auch nicht schuld, leiden selber darunter und können es kaum beeinflussen. Wollen Sie dem Team jetzt als Verbündete zur Seite stehen, wie es die Mitarbeitenden scheinbar erwarten oder wollen Sie Ihren eigenen Vorgesetzten signalisieren, dass Sie das Team «im Griff» haben und Sie die Ziele des Unternehmens selbstverständlich mit Ihrem Team umsetzen? Sie sind in der Zwickmühle – zwischen Klagemauer und Sündenbock – eine wirklich unbequeme Position. Daran wollen Sie auch nicht ständig erinnert werden.

Unter dem Motto «Lieber keine schlafenden Hunde wecken» gibt es viele plausible Gründe, nicht im Team über die Zusammenarbeit zu reden. Warum sollten Sie es trotzdem tun?

 

Weil man aus Erfahrung klug wird

Zusammenarbeit ist grundsätzlich entwicklungsfähig und auch Teams werden aus gemachten Erfahrungen klüger. Aber wie wir als Einzelne aus Erfahrungen nur lernen, wenn wir darüber nachdenken und reflektieren, kann ein Team aus Erfahrungen nur klug werden, wenn es lernt über die Zusammenarbeit, über Gelungenes und Misslungenes zu sprechen, gemeinsam zu reflektieren. Das braucht Mut, Zeit und Vertrauen.

Welches sind Ihre Gründe, mit dem Team über die Zusammenarbeit zu sprechen oder eben nicht?

 

Lucia Zimmermann
Trainerin für Gruppendynamik DGGO, MAS Supervision und Coaching in Organisationen, Programmleiterin Führungskurse am SGZ

Lesen Sie in einem der nächsten Blogbeiträge, wie Teams lernen, über Reflexion zu mehr Selbststeuerung zu kommen und welche sozialen Kompetenzen es dafür zu entwickeln gibt.

Beachten Sie auch die Bildungsangebote zum Thema Teamführung am SGZ.

 

Kontakt:
Lucia Zimmermann
Schulungszentrum Gesundheit SGZ
lucia.zimmermann@zuerich.ch
angebot.wissen-pflege-bildung.ch

Kommentare: 0 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Führung & Management

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