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E-Learning, Lehren, Lernen, Seminar, Kurs, Online-Schulung

Vom Lehren und Lernen und vom richtigen Entkalken

Text: Lucia Zimmermann

Soeben bin ich durchs SGZ spaziert. An verschiedenen Tischchen, draussen und drinnen wird diskutiert, ausgetauscht, gelacht und gelernt. Es werden Präsentationen vorbereitet, Plakate gezeichnet mit den Resultaten der Gruppenarbeiten. Dozentinnen stehen dabei und erklären. Das ist schön. Da wird mir warm ums Bildungsherz.

Und dann habe ich unsere Kaffeemaschine im Teampausenraum entkalkt. Mit der Gebrauchsanleitung in der Hand. Das Entkalken gehört zwar nicht gerade zu den Kernaufgaben einer Erwachsenenbildnerin, aber es hat mir Gelegenheit gegeben, weiter übers Lernen nach zu denken.

Jemand hat irgendwann die Anleitung mit der ich das Entkalken gelernt habe, geschrieben. Klar und einfach mit kleinen Zeichnungen und kurzen Sätzen. Es ist überhaupt nicht schwierig, die verschiedenen Schritte umzusetzen und das Erfolgserlebnis glänzt im Pausenraum und macht wieder tollen Kaffee.

 

Ach, wären nur alle Gebrauchsanleitungen so klar …

Bei dem Gedanken komme ich mir plötzlich alt und antiquiert vor. Wer liest denn heutzutage überhaupt noch Gebrauchsanleitungen?

Sicher niemand mit Smartphone, geladenem Akku und WLAN. Im Zeitalter der Digitalisierung schauen wir uns Anleitungsvideos auf YouTube, sogenannte Tutorials an. Da finden Sie alles. Sie lernen, wie man Schneeketten montiert, Kleider näht oder Kuchen backt. Basteln, Handwerken, Schminken, Kaffeemaschinen entkalken oder neue Computerprogramme … learn it yourself.

Und während der Kaffee in die Tasse fliesst, denke ich über E-Learning nach. E-Learning meint Lernen mit Hilfe von elektronischen oder digitalen Medien. E-Learning erlaubt individuelles Lernen im eigenen Tempo, wann immer man es braucht oder man Lust hat dazu. Es ist eine Art Schlaraffenland, in dem man einfach zugreifen muss. Und wenn es mitten in der Nacht ist. Eine Bekannte von mir lernt gerade Englisch und trifft ihren Teacher, der in Mexiko lebt, abends um elf per Skype. Auch das ist E-Learning.

 

Tutorials helfen weiter … oder auch nicht

Mit den YouTube-Tutorials ist es übrigens wie mit den altmodischen Gebrauchsanleitungen für die Kaffee- oder andere Maschinen: es gibt solche und solche: Die einen versteht man, die anderen verstehen im besten Fall diejenigen, die sie selber gemacht haben.

Auch bei uns am SGZ ist E-Learning ein Thema. Wir sind dabei, ein Online-Schulungsprogramm zu entwickeln. Und wir wollen, dass man es quasi als Gebrauchsanleitung versteht. Das ist gar nicht so einfach. Denn wir sind dann, wenn die Lernenden lernen, nicht mehr dabei. Wir können also nicht reagieren, sobald das Unverständnis Fragezeichen in die Gesichter malt. Alle möglichen Fragen und Stolpersteine müssen wir uns vorstellen und entsprechend vorsorgen. Mehr als tausend Leute sollen unser Lernprogramm dereinst innerhalb eines Monats durcharbeiten und dabei Neuerungen lernen, die sie bei der Arbeit umsetzen müssen.

E-Learning ist also eine gute Sache, denke ich beim Schlürfen des heissen Kaffees. Wissen aneignen im individuellen Tempo und dann, wenn es gebraucht wird.

 

Die guten alten Zeiten

Herkömmliche Kurse und Seminare wird es und soll es weiterhin geben. Diese sollen dem Austausch dienen, der Vertiefung des Themas, der Diskussion in Gruppen und nicht zuletzt dem Networking. Umso besser, wenn die Teilnehmenden sich davor schon selber Wissen angeeignet haben und umso besser, wenn es zum Networking auch noch einen feinen Kaffee gibt.

Wie halten Sie es mit E-Learning? Mit oder ohne Kaffee?

 

Lucia Zimmermann
Trainerin für Gruppendynamik DGGO, MAS Supervision und Coaching in Organisationen, Expertin für neue Lerntechnologien, Programmleiterin Führungskurse am SGZ

Kontakt:
Lucia Zimmermann
Schulungszentrum Gesundheit SGZ
lucia.zimmermann@zuerich.ch
angebot.wissen-pflege-bildung.ch

Kommentare: 3 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Allgemein, Kategorie Pflege & Betreuung

Kommentare zum Artikel

  1. Maria Eisenmann Kommentar vom 15.06.2017

    Toll geschrieben, Lucia!
    Youtube-Tutorials sind eine gute Sache und haben mir schon öfters weitergeholfen – nur muss man dort zuerst die Spreu vom Weizen trennen. Was nicht immer einfach ist.
    Aber wenn man es so professionell angeht wie ihr vom SGZ, kommt sicher etwas Gutes dabei raus. Mittendrin in der digitalen Transformation.

  2. Sandra Rudolph Kommentar vom 20.06.2017

    Ich nutze Youtube-Tutorials in den verschiedensten Lebenslagen, um schöne Blumengestecke herzustellen, meine Sträucher im Garten zu schneiden, um Lieder auf dem Klavier zu lernen oder mit den Kiddis einen Löwen zu zeichnen. Ich schätze das teilen von Wissen auf diese Art sehr und sehe grosses Potential im beruflichen Alltag. Hier können wir uns noch differenzieren von anderen Anbietern in der Gesundheitslandschaft.

    • Lucia Zimmermann Kommentar vom 27.06.2017

      Liebe Frau Rudolf
      Noch mehr Beispiele… Schön.
      Und ja, ich geben Ihnen recht, das Potential ist riesig. Ich bin gespannt, wohin der Weg der Digitalisierung des Lehren und Lernens uns noch führt.
      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spass bei allem, was Sie mit oder ohne Youtube-Tutorials unternehmen.

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