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Fräulein, also früher hatte ich nie Dienstmädchen …

… sagte eine demenzbetroffene Frau zu mir, als ich sie für die bevorstehende Körperpflege in ihr Bad begleitete.

Sicherlich haben Sie in Ihrem Arbeitsalltag auch schon ähnlich bemerkenswerte Äusserungen zu hören bekommen. Menschen mit Demenz sind eben kongruent. Sie zeigen ihre Gefühle und Bedürfnisse, die es vom Gegenüber zu erkennen, zu akzeptieren und zeitnah zu erfüllen gilt. Sie sind auch intuitiv im Umgang mit ihrem Umfeld. Wir können ihnen unsere Stimmungslage nicht verbergen. So wurde ich folgendermassen begrüsst, als ich ausser Atem und (ich gebe es zu) noch etwas gestresst bei einer demenzbetroffenen Klientin angekommen bin:«Häsch es sträng, gäll? Das isch nöd guet! Du söttsch dir also besser luege!»

Beziehungspflege ist essenziell

Menschen mit Demenz pflegen bedeutet für mich in erster Linie Beziehungspflege. Dies durch eine bewusste, gezielte und ritualisierte Kontaktaufnahme, die bei jeder Begegnung ermöglicht wird. Einerseits ist eine bewusste Kontaktaufnahme hilfreich für die Orientierung des Gegenübers. Andererseits ist sie für den Aufbau einer Vertrauensbeziehung unerlässlich. Wer Vertrauen ausstrahlt, gibt auch Sicherheit und Zuversicht, was essenziell für den Erhalt der Lebensqualität von demenzbetroffenen Menschen ist.

 

Multitasking ist (fast) immer gefordert

Dank Unterstützung von professionellen Fachkräften ist der Verbleib in den eigenen vier Wänden möglich. Dies mit dem Ziel, die Lebensqualität zu erhalten, oder weiterzuentwickeln. Spitex-Mitarbeitende müssen dazu über besonders vielfältiges Wissen und Erfahrungen verfügen. Denn die Ausführung zweier oder mehrerer Aufgaben zur selben Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten, ist gerade im Einsatz bei Menschen mit Demenz erforderlich. Sie erfolgen punktuell und dementsprechend ist der Beobachtungsfokus. Nichts desto trotz muss immer wieder aufs Neue und in kurzer Zeit eine Situationsanalyse über die momentane psychosoziale und körperliche Befindlichkeit gemacht werden. Nur so können vorhandene Ressourcen erkannt und reaktiviert werden und gleichzeitig auf Bedürfnisse von Betroffenen eingegangen werden.

Eine besondere Herausforderung für Spitex-Mitarbeitende ist die Begleitung von Betroffenen in Krisensituationen. Die Vorereignisse sind nicht immer 1:1 beobachtbar, da Frau/Mann unter Umständen bei deren Entstehung noch nicht vor Ort ist. Trotzdem müssen die dafür verantwortlichen Ursachen zeitnah evaluiert und entsprechende Interventionen ausgeführt werden.

Spitex-Mitarbeitende haben häufig auch beratende und organisatorische Aufgaben. Sie kennen geeignete Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern oder zusätzliche Begleitungsangebote für demenzbetroffenen Menschen. Nicht selten werden psychosoziale Veränderungen, die auf eine Demenz hindeuten, als erstes durch Spitex-Mitarbeitende bemerkt und näher beobachtet. Eine direkte Diagnosestellung liegt nicht in ihrem Kompetenzbereich. Sie stehen jedoch in der Verantwortung, Veränderungen, die sie in Betreuungssituationen feststellen, weiterzuleiten. Somit können Massnahmen getroffen werden, die die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen positiv beeinflussen.

Auf das Aufgabenprofil zugeschnittene Fortbildungsmöglichkeiten

Wie bereits erwähnt, ist das Aufgabenfeld der Spitex-Mitarbeitenden im Zusammenhang mit Demenz ausserordentlich vielschichtig. Dazu braucht es, ein auf das Kompetenzprofil zugeschnittenes und breitgefächertes Fachwissen, das mit bestehendem Erfahrungspotenzial in Verbindung gebracht werden soll. Deshalb haben wir Demenz-Bildungsangebote entwickelt, die explizit für Spitex-Mitarbeitenden gedacht sind. Sowohl für Mitarbeitende in Assistenzfunktion (Haushelfer/-innen und Pflegehelfer/-innen SRK) als auch für Mitarbeitende der Sekundarstufe II und Tertiärstufe.

Übrigens: Sehr gerne entwickeln wir für Sie massgeschneiderte und praxisbezogene Demenz-Fortbildungen, die wir inhouse bei Ihnen gestalten. Sie bestimmen die Themenfelder und wir beraten Sie dabei!

 

Beatrice Widmer
Schulungszentrum Gesundheit SGZ
Programmleiterin
beatrice.widmer@zuerich.ch
angebot.wissen-pflege-bildung.ch

Kommentare: 0 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Newsletter

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