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Umgang mit Emotionen: Mehr als eine reine Gefühlssache

Text: Dr. phil. Marcel Maier

Was wären wir Menschen ohne Emotionen? Ohne das Erleben von Freude, Glück, Liebe – aber auch von Angst, Wut, Trauer? Sind es nicht gerade diese Phänomene, die zu einem Grossteil das Menschsein ausmachen?

Bevor nun dieser Blogbeitrag bereits zu Beginn in philosophische Seichtigkeit abzudriften droht, soll uns zunächst einmal die Frage beschäftigen, was Emotionen überhaupt sind.
Allein schon bei der wissenschaftlichen Definition dieses Begriffs scheiden sich die studierten Geister, denn die Emotionen beschäftigen zahlreiche, verschiedene Disziplinen (u.a. Psychologie, Philosophie und sogar die Neurowissenschaften).

Im vorliegenden Beitrag betrachten wir die Emotion als eine Gemütsbewegung im Sinne eines Affekts. Ausgelöst wird diese durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer bestimmten Situation. Das Wahrnehmen geht dann einher mit physiologischen Veränderungen, spezifischen Kognitionen, reaktiver Verhaltenstendenzen und eben einem subjektivem, individuellem Gefühlserleben.

Ebenso kontrovers wie über die Definition, wird in der Literatur auch darüber diskutiert, ob und welche Unterschiede es zwischen den Phänomenen Emotionen, Gefühlen und Stimmungen gibt. Einige Autoren sehen hier nämlich eine klare Trennung: Demnach sind Emotionen im Vergleich zu Stimmungen zeitlich relativ kurz, aber dafür umso intensiver. Und während Stimmungen vielfach unbemerkt auf (unerfüllten) Bedürfnissen beruhen, kommen bei Emotionen die jeweiligen Auslöser stärker zum Zuge: Emotionen beziehen sich konkret auf spezifische Situationen/Personen (z.B. Wut über das Verhalten von Hr. X). Dieser Bezug kann einer Stimmung vollkommen fehlen.

Der Psychologe Paul Ekman entwickelte in empirischen Studien anhand von Gesichtsausdrücken sieben Basisemotionen: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung. Zum Grundgefühl zählen weiterhin Liebe, Hass und Vertrauen.

 

Emotionen – Fluch und Segen?

Aber Schluss mit der Haarspalterei. Wie kommt es, dass Menschen bestimmte Emotionen entwickeln? Bei der Entstehung spielen sowohl körperliche als auch kognitive Prozesse eine Rolle. Emotionen werden von bewussten und unbewussten Denkweisen und Einstellungen und durch verinnerlichte Werturteilen und Einschätzungen beeinflusst. Das Gehirn verarbeitet aber auch Informationen aus dem Körper. Es entsteht also ein Gemisch aus relativ unspezifischen körperlichen Veränderungen und der subjektiven Interpretation der Situation.

Emotionen haben weitreichende Auswirkungen auf das Verhalten des Menschen sowie auf körperliche und kognitive Prozesse. Und zuweilen sind sie überlebenswichtig: So sichert sich schon ein Säugling die für das Überleben notwenige Versorgung, indem er durch sein Lächeln oder Schreien die Eltern entsprechend motiviert. Manche Gefühle haben eine Schutzfunktion: Wie leicht würde man sich in Gefahr begeben, wäre da nicht das oft sehr sinnvolle Gefühl der Angst oder der Furcht. Emotionen dienen der Kontaktaufnahme zwischen den Geschlechtern und sichern somit den Erhalt der menschlichen Art.

Ungünstig können sie werden, wenn dadurch das Gedächtnis oder wichtige Handlungen blockiert werden. Verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration, eingeengtes Denken und vieles mehr sind in diesem Zusammenhang wohl gut bekannt. Negative Emotionen wirken sich negativ auf das Immunsystem aus, so dass negativ gestimmte Menschen anfälliger für Krankheiten sind. Studien belegen ferner, dass negative Gefühle wie Wut oder Pessimismus auf Dauer das Risiko für Erkrankungen der Herzgefässe erhöhen. Forscher vermuten, dass negative Gefühle zu einer anhaltenden Entzündung führen und daraus Krankheitsbilder wie Herzerkrankungen, Burnout sowie Depressionen resultieren.

 

Emotionen im Berufsalltag

Legen wir nun den Fokus auf das Pflege- und Betreuungspersonal und stellen uns die Frage, was wir mit all der Emotionalität in unserem beruflichen Kontext anfangen. Ganz klar: Die positiven Emotionen (Humor, Freude, Euphorie etc.) müssen wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit geniessen und hegen und pflegen. Aber da ist ja auch noch mehr, dass täglich auftritt: Aggression und Gewalt, Angst, Stressempfinden, Unsicherheiten, Ekel, Wut usw. Was machen wir mit diesen negativen, schädlichen Emotionen? Gänzlich vermeiden lassen sich weder die auslösenden Personen, noch mögliche auslösenden Situationen. Es braucht also einen professionellen Umgang damit – eine professionelle Emotionsarbeit, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen kann. Sei es in Form von Copingstrategien, Achtsamkeit oder gezieltem Einsatz von Humor.

Zweifelsohne: Emotionen können Fluch und Segen zugleich sein. Sie können beflügeln, aber auch zur Belastung werden und unser Befinden nachhaltig beeinflussen. Tatsache ist aber, dass wir sie nicht chirurgisch entfernen können. Aber wir können lernen, adäquat damit umzugehen.

Sie wollen mehr über den Umgang mit Emotionen in der täglichen Praxis erfahren? Dann besuchen Sie im Rahmen der Zürcher Trendthemen Langzeitpflege unser ganztägiges Symposium «Emotionen und Gefühlsarbeit in der geriatrischen Pflege – Fluch oder Segen?» am 20. November 2018 im Pflegezentrum Entlisberg. Renommierte Referentinnen und Referenten berichten aus ihrem Erfahrungsschatz und geben praxisnahe Orientierungshilfe.

 

Dr. phil. Marcel Maier
Leiter Schulungszentrum Gesundheit SGZ
marcel.maier@zuerich.ch
angebot.wissen-pflege-bildung.ch

Kommentare: 2 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Pflege & Betreuung

Kommentare zum Artikel

  1. UWE PLONSKI Kommentar vom 20.09.2018

    Von wann bis wann geht der Anlass?
    Gruß Uwe Plonski

    • SGZ Kommentar vom 20.09.2018

      Grüezi Herr Plonski

      Der Anlass fängt mit dem Begrüssungscafé und Registrierung um 8.30 Uhr an und endet um 16.00 Uhr. Details zum Symposium finden Sie in der Ausschreibung unter Details.

      Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.

      Schulungszentrum Gesundheit SGZ

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