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Teamwork

Was erwarten Sie eigentlich von mir?

Text: Lucia Zimmermann

Ich beginne diesen Blog zu schreiben und stelle mir grundlegende Fragen. Denn, irgendwo da draussen lesen Sie jetzt diesen Text und ich weiss nicht, ob ich damit Ihre Erwartungen erfülle. Wollen Sie etwas lernen, unterhalten werden, sich aufregen? Vielleicht haben Sie gar keine Erwartungen aber lesen immer noch. Danke auf alle Fälle für Ihr Interesse.

Das mit den Erwartungen ist eine komplizierte Sache im menschlichen Miteinander. Und darum auch in der Teamarbeit, insbesondere in der Führung. Klare und besprochene Erwartungen erleichtern die Zusammenarbeit. Mitarbeitende und Führungspersonen wissen, was sie voneinander erwarten. Die Erwartungen werden in Vorgaben, Reglementen und Zielformulierungen schriftlich festgehalten. Alles easy und alles klar, oder?

Nährboden für Demotivation

Komplizierter wird es mit den unausgesprochenen Erwartungen. Und diese sind leider in der Mehrheit. Sie erwarten zum Beispiel von Ihren Mitarbeitenden ein kollegiales Miteinander und Sie wissen genau, was Sie darunter verstehen. Aber wissen Ihre Mitarbeitenden auch, was Sie als Chefin oder Chef genau meinen und erwarten? Haben Sie es ihnen schon mal gesagt und haben Sie darüber geredet, was die Mitarbeitenden unter Kollegialität verstehen? Oder haben Sie geklärt, was ihr Team von Ihnen als Teamleiter/-in erwartet? Die unausgesprochenen Erwartungen sind eine fast unerschöpfliche Quelle von Missverständnissen, Konflikten, Enttäuschungen und Frustrationen. Gleichzeitig ein sehr fruchtbarer Nährboden für Demotivation.

 

Uneingestandene Erwartungen

Zu allem Überfluss gibt es auch noch uneingestandene Erwartungen. Das sind Erwartungen, die Ihnen zwar bewusst, aber vielleicht selber unangenehm oder etwas peinlich sind, weil sie nicht zu Ihrem Selbstbild passen. Sie wollen zum Beispiel von Ihren Mitarbeitenden geliebt werden. Wer will das nicht! Stehen Sie dazu, auch wenn dies leichter gesagt als getan ist. Machen Sie sich Ihre uneingestandenen Erwartungen und Bedürfnisse bewusst. Dadurch können Sie sich überlegen, wie sie diese erfüllen können, wenn es in der Führungsbeziehung nicht angemessen ist. Hier helfen Selbstreflexion und ein vertrauensvoller Austausch. Coaching, kollegiale Beratung oder Supervision für Führungspersonen können ganz neue Horizonte eröffnen.

 

Unbewusste Erwartungen

Wenn ich jetzt auch noch die unbewussten Erwartungen ins Spiel bringe, die unser Denken, Handeln und Fühlen vor allem in Stresssituationen bestimmen, dann wird es schon ziemlich unübersichtlich. Unbewusste Erwartungen entstehen durch familiäre oder kulturelle Prägungen meist in der frühen Kindheit. Denen kommen andere meist schneller auf die Schliche als Sie selber. Da hilft es, offenes Feedback einzuholen.

 

Widersprüchliche Erwartungen

Alle diese Erwartungen, an sich selber, an andere oder von anderen, stehen nicht selten im Widerspruch zueinander. Wie können Sie gleichzeitig Sicherheit geben und Flexibilität vorleben? Eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und gleichzeitig professionelle Distanz wahren? Streng sein und geliebt werden wollen? Bestimmt könnten Sie die Liste möglicher Widersprüche beliebig erweitern.

Vielleicht haben Sie in diesem Blogbeitrag mehr konkrete Tipps anstelle einer Auflistung von Problemfeldern erwartet. Aber eben, mit den Erwartungen ist es halt so eine Sache. Einen Tipp habe ich dennoch für Sie: Reden Sie doch mal mit Ihrem versammelten Team über die gegenseitigen Erwartungen. Eine Pinnwand, ein paar Moderationskarten und eine Stunde Zeit sind dabei sehr hilfreich. Sie müssen nicht alle Erwartungen erfüllen, aber es wird Ihnen und Ihrem Team guttun, darüber zu sprechen. Probieren Sie es aus! Das erwarte ich von Ihnen! Und wenn Sie mir dann noch darüber berichten, übertreffen Sie meine Erwartungen bei weitem.

Mehr über Leadership und Teamarbeit in unserem Vorbereitungslehrgang auf die Berufsprüfung als Teamleiter/-in.

 

Lucia Zimmerman
Schulungszentrum Gesundheit SGZ
Programmleiterin Bildung
lucia.zimmermann@zuerich.ch
www.stadt-zuerich.ch

Kommentare: 0 | Autor: SGZ | Kategorien: Kategorie Führung & Management

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